Die Sommer-Gottesdienstreihe „Jubiläen 2019", gemeinsam von St. Jacobi und St. Johannis gestaltet, findet nunmehr ihren Abschluss. Nach den Gedanken zur Leipziger Disputation, zu Rembrandts Schaffen und zum ersten Betreten des Mondes öffnet sich nun ein letztes, weites Feld: Theodor Fontane, geboren am 30. Dezember 1819, gilt das Gedenken im Gottesdienst am kommenden Sonntag.
4. August, 10 Uhr, St. Jacobi
Sehnsucht nach himmlischer Freiheit
Gottesdienst zum 200. Geburtstag Theodor Fontanes
Theodor Fontane war ein kritischer Zeitgenosse, auch was den Glauben und die Kirchen seiner Zeit anging. 1852 schrieb er seiner Frau aus Aachen: „Der Protestantismus kann einpacken […], aber gegen den Katholicismus gehalten muß er unser Freund und unsre ganze Liebe sein, denn wir, die wir ein Stück himmlischer Freiheit gekostet haben, können nur in ihm, oder doch durch ihn das finden, was wir gebrauchen.“ Die Sehnsucht nach himmlischer Freiheit und dem Kern des Glaubens beschäftigten den skeptischen Romancier bis ins hohe Alter. Als Prediger eignet sich Fontane nicht, wohl aber als Stichwortgeber.
Predigt: Prof. Dr. Daniel Göske
Im Anschluss an den Gottesdienst liest Pastor Harald Storz aus Fontanes „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ Einschätzungen des Dichters zu Paul Gerhardt.
Nach 1519 (500 Jahre Leipziger Disputation) und 1669 (350. Todestag Rembrandts) springen wir in unserer Jubiäumsreihe in St. Jacobi und St. Johannis nun ganz nach vorn in eine Zeit, von der einige Kirchenbesucher nicht nur aus Erzählungen wissen, sondern sie selbst miterlebt haben: Das erste Betreten des Mondes durch Menschen im Jahr 1969.
28. Juli, 11 Uhr, Rats- und Marktkirche St. Johannis (Beten und Essen)
Traum und Technik
50 Jahre Menschen auf dem Mond
Am 20. Juli 1969 landete mit der Mission (!) „Apollo 11“ eine bemannte Raumfähre auf dem Mond. Am 21. Juli, um 4 Uhr morgens mitteleuropäischer Zeit, betraten Neil Armstrong und Edwin „Buzz“ Aldrin als erste Menschen das Nachtgestirn der Erde. Der Zugang zum Mond, jahrhundertelang erträumt, wurde durch aufwändige Technik realisiert – und mehr als eine halbe Milliarde Menschen schauten live im Fernsehen zu. Wer älter als 55 Jahre ist, kann sich an diese Nacht vielleicht noch erinnern. Was wird aus unseren großen Träumen, wenn sie sich in einen technisch-medialen Event verwandeln?
Predigt: Prof. Dr. Jan Hermelink
Im Anschluss sind Sie wieder herzlich zum gemeinsamen Mittagessen im Großen Gemeindesaal eingeladen. Wir sind gespannt, was Ulrike Schmidt-Glawatz und ihr Team zaubern. Astronautenkost wird es wohl nicht sein.
Nach einem höchst gelungenen Auftakt zur Gottesdienst-Jubiläumsreihe am 14. Juli mit einer Predigt von Prof. Dr. Tom Kleffmann in St. Johannis zur Leipziger Disputation 1519 gehen wir nun in St. Jacobi 150 Jahre weiter zum 350. Todestag des großen Malers der Barockzeit Rembrandt Harmenszoon van Rijn.
21. Juli, 10 Uhr, St. Jacobi
Das Gleichnis vom reichen Narren
Zum 350. Todestag Rembrandts
„Das Gleichnis vom reichen Narren“ – so nannte der niederländische Maler Rembrandt sein Bild, das vermutlich zurückgreift auf das Gleichnis vom reichen Kornbauern aus dem Lukasevangelium. Wir feiern in diesem Jahr Rembrandts 350. Todestag mit vielen Ausstellungen, besonders in Amsterdam im Reichsmuseum, im „Rijks“, mit der größten Sammlung von Rembrandtbildern. Rembrandt war ein Meister in der Gestaltung von Licht und Schatten. Diese Thematik ist uns in der Bibel sehr vertraut und in dem Gleichnis vom reichen Kornbauern spiegelt sich etwas wider vom bewegten Leben des großen Künstlers.
St. Jacobi und St. Johannis, die beiden großen Ev.-luth. Kirchengemeinden in der Göttinger Fußgängerzone gestalten aus Anlass besonderer Jubiläen im Jahr 2019 eine gemeinsame Sommerkirchenreihe.
14. Juli, 10 Uhr, Rats- und Marktkirche St. Johannis
Wie frei sind wir? Und was ist die Wahrheit der Kirche?
Zum 500. Jahrestag der Leipziger Disputation
Die Leipziger Disputation im Juli 1519 zwischen dem altgläubigen Theologieprofessor Johann Eck aus Ingolstadt und den Wittenbergern Andreas Karlstadt und Martin Luther war ein nach strengen Regeln ablaufendes, öffentliches Streitgespräch. Es gab zwei Hauptthemen: 1. die Frage, wie frei wir sind. Können wir uns, wenn es um Gott, Sinn und wahres Leben geht, selbst entscheiden und bestimmen, oder sind wir ganz auf die Gnade angewiesen? 2. die Frage nach der Institution der Kirche. Was ist ihr Grund – Priestertum und Hierarchie, oder allein die Gemeinschaft, die der Glaube an Christus stiftet?
Sommer ist die Zeit, in der es zu heiß ist, um das zu tun, wozu es im Winter zu kalt war.
(Mark Twain)
Das spricht Ihnen aus der Seele? Was folgt daraus: Nichts tun? Doch immer etwas tun? Nehmen Sie sich einfach Zeit, in aller Ruhe der sich ausbreitenden Schul- und Semesterferien zur Rats- und Marktkirche St. Johannis zu kommen, um besondere Predigten zu hören und sie den Tag über nachklingen zu lassen, vielleicht ganz in der Nähe bei einem Besuch auf der Burg Plesse. Ein feste Burg … hier wie dort.
Den Auftakt macht Superintendent Friedrich Selter am Sonntag, 7. Juli 2019 um 10 Uhr mit einem Abendmahlsgottesdienst. Ihm folgt an den vier Sonntagen danach eine Gottesdienstreihe, die Jubiläen des Jahres 2019 gewidmet ist. Darin geht es um den 500. Jahrestag der Leipziger Disputation, um den 350. Todestag Rembrandts, um das erste Betreten des Mondes im Jahr 1969 und schließlich um den 200. Geburtstag Theodor Fontanes. Diese Jubiläumsreihe wird abwechselnd in St. Johannis und St. Jacobi stattfinden. Dazu später mehr.
Der 2. Sonntag nach Trinitatis ermuntert dazu, Gottes Einladung nicht auszuschlagen, sondern sich an seinen Tisch rufen zu lassen in eine bunt gemischte, wachsende Gemeinschaft, in der ein Klima der gegenseitigen Achtsamkeit und Wertschätzung, Offenheit für Außenstehende und Nachsicht gegen Schwächere herrscht. Christentum ist kein exklusiver Club – Gott sei Dank!
Im vorgeschlagenen Wochenlied (EG 213) heißt es auszugsweise: „Kommt her, ihr seid geladen, der Heiland rufet Euch, will Gastmahl mit Euch halten und wunderbar gestalten.“ Im ebenfalls möglichen Wochenlied, das in Text und Musik dem Spiritual „Go, tell it on the mountain“ folgt (EG 225), wird im Kehrvers gleichermaßen eingeladen: „Komm, sag es allen weiter, ruf es in jedes Haus hinein! Komm sag es allen weiter: Gott selber lädt uns ein.“
Und so lautet denn auch der Spruch, der in die Woche entlässt (Mt 11,28): „Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken.“
Solchermaßen liturgisch reich begleitet, lädt die Rats- und Marktkirche St. Johannis am Sonntag, 30.06.2019 um 11 (!) Uhr zum Gottesdienst „Beten und Essen“ im Altarraum der Kirche mit Sup. i. R. Klaus Steinmetz und anschließend in den großen Gemeindesaal zum gemeinsamen Mittagessen ein, für das Ulrike Schmidt-Glawatz mit ihrem Team in bewährter Weise Sorge trägt.
Regelmäßig samstags um 12 Uhr sammeln sich Interessierte, um sich die ehemalige Türmerwohnung im Nordturm der Rats- und Marktkirche St. Johannis anzusehen und den Blick über die Stadt zu genießen. Ein Team von Ehrenamtlichen leitet diese Führungen und gibt auf Wunsch Erläuterungen. Manche tun dies sogar in historisch (anmutenden) Gewändern.
Die Kirchengemeinde St. Johannis bietet am Dienstag, 25. Juni von 16.30 – 18 Uhr ein Seminar an, bei dem in die technischen und organisatorischen Begebenheiten eingeführt wird, um solche Führungen selbst durchführen zu können. Interessierte melden sich bitte bei Pastor G. Schridde ( gerhard.schridde@t-online.de ) an.
„L’Esprit“ in St. Johannis zum Thema „Fridays for Future“
Hier blühen sie. - Noch?! Auf dem Foto unter diesem Beitrag sehen Sie die Wiesenblumen „Klappertopf“ und „Strand-Grasnelke“, heimische Blumen, vor einem Monat fotografiert im Biosphärenreservat Mönchgut auf Rügen. Vor Ort ganz gewöhnlich, aber teilweise doch im Bestand gefährdet und damit schützenswert. Wie lange wachsen und blühen sie und andere Exponate der Biodiversität noch? Dies ist ein Thema. Das Thema überhaupt?
Klimaschutzaktivisten treffen den Zeitgeist, reißen Menschen auch politisch mit, reißen gewohnte Parlamentsmehrheiten ein, zwingen zum Nachdenken. Auch zum Umdenken? Wird dem Klimaschutz-Megathema "Fridays for Future" zu gegebener Zeit Nachhaltigkeit in seinem Anliegen zu attestieren sein? Oder läuft es Gefahr, mit seiner medialen Befeuerung nur ein Hype zu sein, der manche Vorgänger kennt und der über kurz oder lang deren kaum erinnerliches Schicksal erleidet? Außerdem: Es gab und gibt - neben notorischer Antihaltung - auch aus kritischer Abwägung gespeiste andere Einschätzungen zur Lage und zu den vorgetragenen Forderungen. Was folgt? Lagerbildung? Ein Machtkampf um die Frage, wer Recht hat? Hört man sich zu?
Fragen über Fragen. Positionen, die zum Diskurs reizen, provozierend auch zum Widerspruch, zur Nachfrage z. B. hinsichtlich der demokratischen Legitimation, zur Seriosität der Auseinandersetzung und zur Faktenbasierung. Und auch: Ist Klimaschutz unser einziges Thema? Ist es unser wichtigstes? Ist es ein Zeichen von elementarer Geschichtsunkenntnis, wenn die Situation, in der wir uns befinden, mit dem Blick auf die Zukunft als schrecklich bezeichnet wird? Von welcher Basis aus diskutieren wir? Wer setzt die Maßstäbe?
Dauerhafter Frieden in unserem Land, auch sozialer Frieden, der seine Kraft u. a. aus der Balance von Ökologie und Ökonomie zieht, und relativer Wohlstand, das sind Errungenschaften, die von einer Eltern- und Großelterngeneration gestaltet wurden, der jetzt wiederum - allzu leichtfertig? - Versagen bzw. Nichtstun in den letzten 30 Jahren in Sachen Klimaschutz vorgeworfen wird. Und dies von Engagierten, die selbst noch nicht annähernd 30 Jahre alt sind. Ein Paradox? Wohlverstanden, nein! Ein lebendiges Miteinander, ein Bemühen um lebenswerte Zukunft. Das ist der Sinn des Tuns. Da darf akzentuiert werden. Nach diesem Ziel darf mit aller Kraft gestrebt werden.
Und folglich lohnt es sich, darüber zu hören und zu sprechen. Seien Sie am Samstag, 22. Juni um 18 Uhr im Altarraum der Rats- und Marktkirche St. Johannis dabei, wenn Pastor Gerhard Schridde als Gastgeber und Gilda Stechhan (ESG) als Gesprächsmoderatorin durch einen Abend führen, in dem Göttinger Gesichter wie Lilian Vorbrüggen und andere, die hier in der Region für die Bewegung „Fridays for Future“ stehen, mit allen Anwesenden darüber nachdenken, wie es von „Fridays for Future“ vielleicht zu einem „Jeder Tag für die Zukunft“ kommen kann.
Anschließend wie immer: Begegnung, Gespräch, Imbiss und eine musikalische Umrahmung, die diesmal von Mitgliedern des Posaunenchors St. Johannis gestaltet wird.
Impressionen von der „Nacht der Kultur“ an St. Johannis
Pastoren am Grill, Führungen auf den Turm und über die Kirchbaustelle, ein Nachtkonzert im Altarraum der Rats- und Marktkirche St. Johannis, ein Abendsegen mit dem Posauenchor, viele helfende Aktive, eine nicht mehr zählbare Menge an fröhlich gestimmten, zu bester Kommunikation aufgelegten Menschen im Gemeindegarten, die geduldig um Grillgut, Salate und Getränke anstanden und sie an den Tischen und in den Liegestühlen verzehrten. Ein Besuch, der seinesgleichen sucht. Sage noch einer, Kirche verliere an Attraktivität. Er könnte es verpassen, bei einem neuen Trend ganz vorn dabei zu sein. Eine Kultnacht an St. Johannis. Was soll man sagen? Wir lassen Bilder sprechen.