"Resonanzraum Kirche" - Jahresthema 2025
September-November: Ausstellung "Resonanzen" von Jana Nielsen
Die Göttinger Künstlerin Jana Nielsen konzipiert in diesem Jahr eigens für die Johanniskirche eine Ausstellung, in der sie den Schall und die Bewegung verschiedener Resonanzkörper von St. Johannis mit bildnerischen Mitteln darstellt und so den Klang der Johanniskirche abdruckt.
Sie schreibt selbst dazu
Zum Jahresthema „Resonanzen“ der St Johannis Kirche habe ich ein Kunstprojekt vor Augen, das im Wesentlichen aus drei größeren, mehrteiligen Arbeiten und optional einer kleineren Installation sowie einem Rahmenprogramm besteht. Es ist ein sehr spezifisches Werk für St Johannis und wird voraussichtlich im Herbst 2025 in der St Johannis Kirche gezeigt werden.
Sie schreibt selbst dazu
Zum Jahresthema „Resonanzen“ der St Johannis Kirche habe ich ein Kunstprojekt vor Augen, das im Wesentlichen aus drei größeren, mehrteiligen Arbeiten und optional einer kleineren Installation sowie einem Rahmenprogramm besteht. Es ist ein sehr spezifisches Werk für St Johannis und wird voraussichtlich im Herbst 2025 in der St Johannis Kirche gezeigt werden.
Die drei Teile basieren auf der Überlegung, wie man Resonanzen, also Schall und Bewegung, die eigentlich unsichtbar und auf keinen Fall zweidimensional sind, mit bildnerischen Mitteln darstellen könnte.
Hierbei will ich zurückgreifen auf physikalische Prinzipien, kurz zusammengefasst: Schall setzt eine schwingende Fläche in Bewegung, auf der sich feine Partikel bewegen und wird dadurch sichtbar gemacht. Das kann eine feste oder elastische Fläche sein, es kann Salz oder Sand sein. Die Muster, die die Schallwellen erzeugen, verändern sich je nach Tonhöhe, Frequenz, Obertönen etc.
Ich möchte Pigmente verwenden, um dann den Klang der Johanniskirche abzudrucken.
Das erfolgt in drei Teilen: Mund, Herz und Lunge.
Mit den folgenden Zeilen möchte ich mein Konzept kurz vorstellen.
Teil 1 – Mund
„...und einen tausendfachen Mund“
„...und einen tausendfachen Mund“
Wie klingt die Gemeinde?
Klang ist Schall, Luft, Atem.
Ich denke da sofort an die Kirchenmusik und die Chöre.
Wie kann man das abbilden?
Klang ist Schall, Luft, Atem.
Ich denke da sofort an die Kirchenmusik und die Chöre.
Wie kann man das abbilden?
Die Sänger und Sängerinnen der Stadtkantorei und Kinderchöre werden porträtiert. Ich bitte alle, die mitmachen wollen, um ihre Lieblingsfarbe und ihr Lieblinglied. Ich bitte sie, ihr Lieblingslied zu singen und fotografiere sie dabei.
Die Photos werden von mir als kleinformatige quadratische Portraits in Öl gemalt, naturalistisch und erkennbar, aber eher angedeutet als völlig ausgearbeitet, es geht mehr um ein pars pro toto als um das Abbild eines Individuums.
Wenn diese durchgetrocknet sind, bitte ich die Teilnehmenden zu einem zweiten Termin. Hierbei singen diese in ein Eidophon, dessen Oberfläche mit einem Pigment bedeckt ist. Das so entstehende Muster, eine bildliche Entsprechung ihrer Stimme, werde ich auf ihr Portrait drucken, indem ich das Bild vor Ort mit einem frischen Firnis versehe und mit der klebrigen Oberfläche in das Pigment drücke.
Teil 2 – Herz
"...BDF(b)"
"...BDF(b)"
Die zweite Sache, die in die Stadt hineinklingt, sind die Glocken von St Johannis. Es gibt viele Menschen, die sie hören, deren Leben von ihnen begleitet wird.
Ich will diese Menschen malen und darüber den Klang der Glocken abbilden.
Es gibt drei Glocken in St Johannis (es waren einmal vier) sowie die Stunden und die Viertelstundenglocke. Die Glocken sind der Pulsschlag, das Herz.
Drei runde Bildträger aus Holz. Darauf in Öl portraitiert Menschen, die die Glocken hören: Ein Hochzeitspaar, das aus dem Portal tritt. Der Wohnungslose an der Kirchenmauer. Die Turmbläser.
Auf diesen Szenen will ich per großer Membran mit derselben Technik wie oben den Klang der Glocken abbilden.
Die vierte Glocke ist verloren gegangen. Sie wurde im Krieg eingeschmolzen.
Ich möchte diese Leerstelle sichtbar machen: „The things we lost.“
Diese Glocke ist stumm.
Ich möchte diese Leerstelle sichtbar machen: „The things we lost.“
Diese Glocke ist stumm.
Teil 3 – Lunge
„...und erfüllte das ganze Haus“
„...und erfüllte das ganze Haus“
Schall transportiert sich durch die Luft, wir erzeugen ihn, indem wir atmen. Atem als Inspiration, Ruach, Geist/Seele spielt eine große Rolle im christlichen Glauben. In unserer westlichen Kirchentradition ist das gemeinsame Singen ebenso geistliche Praxis wie identitätsstiftendes Gemeinschaftserlebnis.
Die Orgel als Windinstrument soll hier für die Lunge der Kirche stehen.
Ich möchte die Töne der einzelnen Orgelpfeifen mit einer ähnlichen Technik wie in Teil 1 und 2 zeigen. Da ich die Orgel als atmendes Instrument wahrnehme, möchte ich hier als Untergrund Baumscheiben verwenden (Bäume sind die Lunge der Erde), aus denen ein Ganzes entsteht.
Hier wird nichts abgebildet, es handelt sich um eine abstrakte Darstellung in Enkaustik. Ich werde Bienenwachs verwenden; dieses ist eine Entsprechung der Altarkerzen, die der Orgel in der Kirche gegenüberliegen, es hat einen Geruch, den viele Menschen mit Weihnachten und Kirche verbinden, es ist, wie die Baumscheiben, ein natürliches Material mit langer Tradition.
Die Oberfläche wird abschließend geglättet und der Orgelklang der einzelnen Pfeifen wieder mittels Membran in messingfarbenem Pigment festgehalten.
Weitere Infos zum Projekt und der damit verbundenen "Work in Progress" gibt es auf Janas Blog: https://www.jananielsen.de/resonanzen-wip-blog/#
Weitere Infos zum Projekt und der damit verbundenen "Work in Progress" gibt es auf Janas Blog: https://www.jananielsen.de/resonanzen-wip-blog/#
16. Februar: Liebe?! Gottesdienst mit Musiktheater
In einem auf das Musiktheater abgestimmten Gottesdienst wurden die Fragen nach der Liebe im Kontext des christlichen Glaubens weiterentwickelt. Eine Szene und mehrere Musikstücke aus dem Musiktheater standen im Zentrum. Hier stehen die Texte des Gottesdienstes zum Nachlesen bereit
2025_02_16 Gottesdienst Lovebird.s zur Veröffentlichung.pdf (35,3 KB)
14./15. Februar: Lovebird.s - Ich lieb_ dich
Ein MusikTheater über kleine Unterschiede, große Fragen,
Kastanien und Zitroneneis
nach „Ich lieb dich“ von Kristo Šagor
WER LIEBT WEN UND WARUM EIGENTLICH? WAS BEDEUTET LIEBE UND WIE VERHÄLT SIE SICH ZUR ZEIT? WARUM
LIEBT MAN ÜBERHAUPT?
Liebe: Mit diesem uns ureigenen Thema setzt sich das MusikTheaterstück lovebird.s auseinander.
Gemeinsam mit dem Publikum und in ständig wechselnden Rollen umkreist, befragt, durchleuchtet,
erspielt, besingt das Ensemble aus zwei tiefen Frauenstimmen, Akkordeon, Gambe und Violine die
großen Fragen der Liebe. Im Zentrum steht das literarische Werk ‚Ich lieb dich‘ von Kristo Šagor, das
in einfacher und poetischer Weise von der Liebe erzählt und versucht, sie in ihrer Vielschichtigkeit
sichtbar werden zu lassen. In einer interdisziplinären Kombination aus Bühnenstück, Raum, Alter
Musik und Neukompositionen wird ein Möglichkeitsraum geschaffen, der die Zuschauer:innen
ermuntert, für sich selbst herauszufinden, was für sie die ‚Urkraft Liebe‘ ist.
Kastanien und Zitroneneis
nach „Ich lieb dich“ von Kristo Šagor
WER LIEBT WEN UND WARUM EIGENTLICH? WAS BEDEUTET LIEBE UND WIE VERHÄLT SIE SICH ZUR ZEIT? WARUM
LIEBT MAN ÜBERHAUPT?
Liebe: Mit diesem uns ureigenen Thema setzt sich das MusikTheaterstück lovebird.s auseinander.
Gemeinsam mit dem Publikum und in ständig wechselnden Rollen umkreist, befragt, durchleuchtet,
erspielt, besingt das Ensemble aus zwei tiefen Frauenstimmen, Akkordeon, Gambe und Violine die
großen Fragen der Liebe. Im Zentrum steht das literarische Werk ‚Ich lieb dich‘ von Kristo Šagor, das
in einfacher und poetischer Weise von der Liebe erzählt und versucht, sie in ihrer Vielschichtigkeit
sichtbar werden zu lassen. In einer interdisziplinären Kombination aus Bühnenstück, Raum, Alter
Musik und Neukompositionen wird ein Möglichkeitsraum geschaffen, der die Zuschauer:innen
ermuntert, für sich selbst herauszufinden, was für sie die ‚Urkraft Liebe‘ ist.
Wer liebt wen und warum eigentlich? Was bedeutet Liebe und wie verhält sie sich zur Zeit? Warum kann Liebe verschwinden und warum liebt man überhaupt? Finden wir es gemeinsam heraus!
Presseecho
Rezension Kulturbüro Göttingen (Jens Wortmann)
https://kulturbuero-goettingen.de/artikel?view=article&id=984:poetische-resonanzraeume&catid=980:rezensionen
"Wie kann man sich sicher sein, dass man selbst jemanden liebt?
https://kulturbuero-goettingen.de/artikel?view=article&id=984:poetische-resonanzraeume&catid=980:rezensionen
"Wie kann man sich sicher sein, dass man selbst jemanden liebt?
Liebe ist eine spezielle Art der Angst.
Und was ist das Gegenteil von Liebe?
Die Dialoge werden durch die Musik noch verstärkt. Es erklingt Alte und Neue Musik, Stücke von Hildegard von Bingen, Pergolesi, Vivaldi und Händel treffen auf Kreislers „Liebesbrief“ sowie auf eigens für »Lovebird.s« komponierte Werke von Benjamin Scheuer, der auch die Werke Alter Musik für die ungewöhnliche Besetzung neu arrangierte.
Am Ende Texte gesungen, die Personen aus dem Publikum vorab erstellt haben. Sie waren vor Beginn der Vorstellung aufgefordert, ihre Gedanken zur Liebe zu verschriftlichen.
Diese Texte machen anschaulich, dass »Lovebird.s« weit entfernt davon ist, Antworten zu geben. Die Fragen bleiben. Aber sie werden in einen wunderbaren poetischen Raum gestellt, der alle möglichen Antworten zulässt.
[...]
Das ungewöhnliche Bühnenbild im Altarraum von St. Johannis, das Arrangement aus Musik und Text sowie die Regie und Dramaturgie des Abends sorgen für einen tiefen Eindruck. Wenn die Kirchengemeinde sich in diesem Jahr die Überschrift „Resonanz“ gesetzt hat, dann ist dieser Abend ein großartiger Aufschlag, sich mit diesem Thema zu beschäftigen. Trio.S. hat mit »Lovebird.s« ungeahnte und poetische Resonanzräume eröffnet."
Rezension Göttinger Tageblatt (Udo Hinz)
"Martin Clausen und Ivan Bazak setzen bei der Regie, den Kostümen und der Raumausstattung auf das Unerwartete, Die Inszenierung erfolgt im Altarraum von St. Johannis auf einem Spiegelboden, vor einem flatternden und silbern litzernden Bühnenhintergrund. Zwei silberne Luftballons schweben im Raum udn die drei Musizierenden tragen silberne Kleidung. Dieser von Lichtreflexen flirrende Bühnenraum spiegelt die irrealen, sich widersprechenden, beglückenden wie auch beängstigenden Gefühle zwischen zwei Menschen wider".