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Sonntags – Warum eigentlich (nicht)?

Sun, 06 Oct 2019 12:32:00 +0000 von Christian Schräder

Es läuten die Glocken sonntags um zehn Minuten vor 11 Uhr an St. Johannis, der Küster öffnet die Kirchentür und der Pastor wartet wie selbstverständlich, dass jemand kommt. Ist das wirklich so? Würde das reichen?
 
Die Liturgische Konferenz der EKD hat im Juli 2019 eine Kirchgangsstudie vorgelegt, in der Gründe für und gegen den sonntäglichen Gottesdienstbesuch dargestellt und analysiert werden, https://www.liturgische-konferenz.de/download/Kirchgangsstudie_2019_Ergebnispapier.pdf .
 
Als Motivation für den Kirchgang sind emotionale Gründe zu finden. Die Atmosphäre muss ansprechen, ein Wohlfühlen muss sich einstellen, eine intellektuelle Forderung darf durchaus dabei sein. Man hält inne, betrachtet das Alltagsgeschehen aus einer Situation der Ruhe heraus. Man nimmt gern etwas mit.
 
Hinderungsgrund ist in erster Linie der Umstand, dass ausgerechnet die sonntäglichen Gottesdienste diejenigen kirchlichen Angebote sind, die mit der höchsten Zugangsschwelle ausgestattet sind. Ausgerechnet dort, wo die Kirche ihre Alleinstellungsmerkmale, Inhaltlichkeit des Wortes, räumliche, instrumentale und kantorale Qualität, im Besonderen ausspielen kann, muss man durch vieles zunächst Undurchschaubares hindurch  - Liturgie nennt es sich -, ehe man zum Kern vordringt, der Predigt. Und selbst hier sind die zugrundegelegten Texte häufig sehr weit vom Alltag der Menschen entfernt. Nicht jede pastorale Interpretation erschließt den Zusammenhang mit der Erfahrungswelt der Teilnehmenden.
 
Ähnliches gilt für die Kirchenlieder. Denken Sie an Trauerfeiern.  Hier nehmen in größerer Zahl eher kirchenferne Menschen teil. Da wird kaum noch mitgesungen. Vermehrt werden hier Lieder aus dem Popularbereich gewünscht.
 
Kommt deshalb sonntags bald kein Neuer mehr? Der sonntägliche Gottesdienst hat eine Zukunft, wenn er nicht nur die versammelt, die unter sich bleiben wollen, sondern auch andere Gruppen hinzunimmt, sich gern gelegentlich thematisch einer speziellen Berufsgruppe oder gesellschaftlich relevanten Erscheinungen widmet, Dritte teilhaben lässt an inhaltlicher und formaler Gestaltung. Das interessiert dann auch Angehörige, Freunde und schlicht Neugierige. Der Kirchgänger wird Multiplikator. Und schon lautet die Antwort auf die Frage: „Sonntags, Kirche?“ – „Ja, gern.“
Quelle: Schräder
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